Biografie

Julia Lacherstorfer

©Julia Geiter

Schon seit Kindheitsbeinen an flechten sich in Julia Lacherstorfers Leben vielfältige Musikerfahrungen in die Selbstverständlichkeit des Alltäglichen. Im Haus der Lacherstorfers im Oberösterreichischen Traunviertel werden seltsam anmutende Klänge, wie das Schnarren der Drehleier des Vaters, das Klackern des Spinnrades der Mutter oder das aus dem Obergeschoss dringende Akkordeonspiel des Großvaters  schnell zu vertrauten Klängen und Geräuschen, die Julias Kinderohren prägen. Beide Elternteile sind volksmusikantisch aktiv, weshalb sowohl der Tanzboden, als auch die Bühne zu vertrautem Terrain zählen. Aber nicht nur die heimischen Traditionen sind in den Alltag der Familie verwoben – auch der Austausch mit anderen Musikgruppen wird über Landesgrenzen hinweg gepflegt. In der schier unerschöpflichen Plattensammlung des Vaters offenbart sich der kleinen Julia ein musikalisch reichhaltiger und vielfältiger Kosmos, den sie sich nach und nach zu eigen macht. Auf den jährlich stattfindenden Musikant*innenwochen entpuppt sich schließlich die Geige als bevorzugtes Instrument und Ventil ihres kreativen Ausdrucks.

 

Bis heute schöpft Julia Lacherstorfer Kraft und Inspiration aus den musikalischen Erfahrungen ihrer Kindheit und der volksmusikalischen Tradition ihrer Heimatregion, ohne dabei den Sinn für Gegenwärtiges zu verlieren. Die Unmittelbarkeit und das freie Spiel des Musikant*innentums findet sie später in der improvisierten Musik  eher wieder, als in der klassischen, sogenannten E-Musik. Nach einem Schulmusik-Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, setzt die in jungen Jahren schon  sehr bühnenerfahrene Musikerin deshalb ihren Ausbildungsweg donauaufwärts an der Anton Bruckner Universität in Linz im Fach Jazz und improvisierter Musik fort.

 

Mit der Gründung des Ensembles „Alma“ und dem Duo „Ramsch und Rosen“ 2011 erfüllt sich Lacherstorfer einen langjährigen Wunsch, nämlich, sich an der Seite jener Partner*innen künstlerisch zu professionalisieren, denen sie sich musikalisch und menschlich am nächsten fühlt. Mit Ihnen gemeinsam widmet sie sich der Verwertung traditioneller Aspekte in der österreichischen und europäischen Volksmusik und achtet dabei stets auf die Transportierbarkeit in die heutige Zeit.

 

Als Komponistin lotet Lacherstorfer die Grenzen zwischen Vertrautem und Unerwartbarem aus, zwischen der Eingängigkeit traditioneller Melodien und der Unberechenbarkeit, die improvisierter Musik innewohnt. Als Performerin legt sie besonderen Stellenwert auf den Bezug zum Publikum, lässt Bilder und Assoziationen zu, um ihre Musik nachvollziehbar und erlebbar zu machen.

 

Mit ihren mittlerweile mehrfach preisgekrönten Ensembles „Alma“ und „Ramsch und Rosen“ hat die Musikerin bereits die etabliertesten Konzertbühnen und Festivals Österreichs (Wiener Musikverein, Wiener Konzerthaus, Brucknerhaus, Porgy & Bess..) bespielt und konzertiert längst international. (Dänemark, Schweden, Irland, Spanien, Armenien, Peru, Mexiko, USA , uvm..)

 

Nicht zuletzt durch ihre langjährige Tätigkeit als Workshopreferentin im Bereich Volksmusik, Jodeln und Improvisation und durch die Übernahme der Intendanz des Festivals wellenklænge in Lunz am See seit 2018, nimmt Julia Lacherstorfer nun auch Einfluss auf Gegenwart und Zukunft, indem sie Musiker*innen und Künstler*innen eine Plattform bietet. Als Performerin und Komponistin besticht Julia Lacherstorfer durch ihre Spielfreude, Virtuosität und künstlerische Neugierde und ist deshalb aus der österreichischen Musikszene längst nicht mehr weg zu denken. Eingebettet in zahlreiche Band-Formationen, Ensembles und Spielarten, hat sie im Herbst 2020 ihr erstes Solo-Album SPINNERIN [a female narrative] veröffentlicht, welches sich großer medialer Aufmerksamkeit erfreuen durfte. Dabei begibt sie sich dabei auf eine musikalische Spurensuche nach weiblicher Identität, nach ihrem gegenwärtigen Bezug zur Welt und sich selbst.

 

In aller Kürze

Julia Lacherstorfer
18.09.1985

 

  • Volksmusikalisch geprägt und aufgewachsen in Bad Hall.
  • 2003
    _nach Wien übersiedelt.
    _Erste Studien an der Universität für Musik und darstellende Kunst und der Universität Wien in den Bereichen Musikwissenschaft, Pädagogik, Musikerziehung (Hauptfach Violine), Psychologie und Philosophie.
  • 2004
    _ Workshoptätigkeiten in den Bereichen: Jodeln, Enselmblespiel in der Volksmusik
  • 2005
    _ Gründung eigener Projekte wie „Aufstrich“ und „triovial“ und darauffolgende Konzerttätigkeiten.
  • 2009
    _ ausgedehntere Konzerttätigkeiten
  • 2010
    _ Jazzstudium an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz, u.A. bei Andi Schreiber, Peter Herbert und Christoph Cech
  • 2011
    _ Gründung der Bands „Alma“ und „Ramsch und Rosen“
    _ als freischaffende Musikerin im In-und Ausland tätig.
  • 2014
    _ erhielt Julia Lacherstorfer ein STARTstipendium des BMUKK.
  • 2015:
    _ Studienabschluss mit Auszeichnung (BA) im Bereich Jazz und improvisierte Musik,
    _ Kompositionsauftrag für das Vokalensemble „Company of Music“,
    _ 2. Platz bei den „Austrian World Music Awards“ mit ALMA
  • 2016:
    _ Finalisten beim Förderprogramm des BMEIA„The New Austrian Sound of Music“ mit Ramsch & Rosen (Reisen in die USA, Kanada, Armenien, Slowakei, Spanien, etc.)
    _ Uraufführung des Vokalsstückes „Metamorphoses“ im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses
  •  2017:
    _Deutscher Weltmusik-Sonderpreis RUTH geht an ALMA
  • 2018:
    _Übernahme der Intendanz des Festivals wellenklænge, Lunz am See, gemeinsam mit Simon Zöchbauer
  • 2020:
    _Veröffentlichung des ersten Soloalbums SPINNERIN [a female narrative]

Tonträger

  • „Goldapfel und Zaubergoaß“ | Märchen-CD mit Helmut Wittmann | ATS records, 2002
  • „Brot“ | Aufstrich | non food factory, 2008
  • „Spiele“ | Aufstrich | non food factory, 2010
  • „eventuell!“ | esmeraldas taxi | Bibliothek der Provinz, 2009
  • „Bipolar“ | Neuschnee | Problembär-Records, 2011
  • „Drachenhaut und Rosenmund“ | Märchen-CD mit Helmut Wittmann + Ramsch&Rosen“ | ATS records, 2013
  • „Nativa“ | Alma | col legno, 2013
    Bestenliste der „Deuschten Schallplattenkritik“, 4. Quartal 2013
     Logo vom Preis der Deutschen Schallplatten Kritik - Bestenliste

 

 

 

 

 

 

  • „Bellver“ | Ramsch und Rosen | Lotus Records, 2014
  • „Transalpin“ | ALMA | col legno, 2015
  • „Bergen“ | Ramsch & Rosen | Lotus Records 2016
  • Oeo | ALMA | col legno 2017
  • Cherubim | ALMA | Trikont 2019
  • Spinnerin [a female narrative]  | Julia Lacherstorfer | Lotus Records 2020
  • Nachbarin [a diverse narrative] | Julia Lacherstorfer | Lotus Records 2023
  • Ein Abend im Advent | Ramsch & Rosen mit Peter Simonischek | Lotus Records 2023

Auszeichnungen

  • 2013: Bestenliste der deutschen Schallplattenkritik mit ALMA
  • 2014: Startstipendium des BMUKK
  • 2015: 2. Platz Austrian World Music Awards für ALMA
  • 2016: Finalisten „The New Austrian Sound of Music“ mit Ramsch und Rosen
  • 2017: Deutscher Weltmusik-Sonderpreis RUTH für ALMA
  • 2017: Kulturpreis des Landes NÖ für ALMA
  • 2018: Pongauer Hahn, Überregionaler Volksmusikpreis für Ramsch & Rosen
  • 2019: Förderpreis der Stadt Wien
  • 2020: Hubert von Goisern Kulturpreis
  • 2024: Kultur-Sonderpreis des Landes NÖ für wellenklaenge

Presse

Musikverein - Ein Plädoyer für die Festlichkeit // 19.11.2024

Wie haben Sie als Kinder Weihnachten verbracht?
Lacherstorfer: Diese Frage beantworte ich gerne, weil ich ausschließlich schöne Erinnerungen an das Weihnachtsfest habe. Es ist eng verknüpft mit meinen Großeltern, mit denen wir in Bad Hall in einem Haus zusammengelebt haben. Der 24. Dezember ist jedes Jahr genau gleich abgelaufen. Ich glaube, das ist auch der Grund, weshalb ich so ein Ritual-Fan bin.

Wie ist er denn abgelaufen?
Lacherstorfer: Am Nachmittag sind wir zur Krippenandacht in die Kirche gegangen und danach gleich zu den Großeltern hinauf. Wir haben mit ihnen gegessen, aber das Wichtigste war dann immer, mit Oma und Opa zu singen. Mein Opa hat Akkordeon gespielt, und wir haben Weihnachtslieder gesungen. Und wenn wir mit allen durch waren, haben wir mit den lustig beschwingten Volksliedern weitergemacht. Erst wenn wir das Glockenläuten von unten gehört haben, wussten wir, dass das Christkind schon da war. Und die Bescherung begann. Es war wunderbar, bis heute ist der Weihnachtstag mein Lieblingstag.
Ortner: Bei mir war es sehr ähnlich. Ich bin allerdings nicht am Land, sondern im dritten Bezirk in Wien aufgewachsen. Unsere Weihnachten waren sehr katholisch geprägt, und die Einbettung in die kirchliche Liturgie war ganz selbstverständlich. Ich selbst war Ministrant in unserer Pfarre St. Othmar, und mit jedem Jahr habe ich immer besser verstanden, worum es bei diesem Fest eigentlich geht. Meinen Eltern war es wichtig, dass nicht die Geschenke im Fokus standen, sondern die inhaltlichen Fragen wie: Was bedeutet die Geburt des Erlösers für die Menschheit? Und natürlich hat auch Musik eine bedeutende Rolle gespielt. Das waren jetzt keine professionellen Darbietungen, aber die Stücke, die wir auf der Blockflöte spielten, hatten wir in der Adventzeit gut vorbereitet.

Sie waren Sängerknabe und haben deshalb Weihnachten schon sehr früh fern der Familie verbracht. Wie war das für Sie?
Ortner: Ja, da war ich neun Jahre alt und bin mit den Sängerknaben auf Tournee in die USA gefahren. Für meine Eltern war das nicht so lustig, für mich aber war es spannend. Wir sind wochenlang mit dem Bus durch Amerika gefahren und haben Konzerte gegeben, die jedes Mal mit „Silent Night“ geendet haben. Den Weihnachtsabend selbst haben wir alle gemeinsam in einem Hotelzimmer verbracht. Der Kapellmeister hat einen kleinen Koffer geöffnet, in dem für jeden von uns kleine Geschenke von unseren Eltern waren. Und zum Schluss haben wir – nur für uns – „Stille Nacht“ gesungen. Das war sehr berührend.

Frau Lacherstorfer, Sie sind vor wenigen Wochen Mutter von Zwillingen geworden. Ist das für Sie ein Anlass, sich zu fragen, wie Sie mit Ihrer Familie Weihnachten begehen wollen und ob Sie etwas anders machen wollen?
Lacherstorfer: Also vom Ritual her habe ich kein Bedürfnis, etwas zu ändern, weil es immer sehr stimmungsvoll war. Aber meine Schwester und ich denken darüber nach, welche Weihnachtsgeschichte wir unseren Kindern erzählen wollen. Denn das prägt sich bei ihnen ja extrem ein.

Was genau meinen Sie?
Lacherstorfer: Uns wurde als Kindern erzählt, dass zu Weihnachten das Christkind kommt, und daran haben wir lange geglaubt und fanden es schön. Bei meiner besten Freundin hingegen gab es diese Erzählung nicht, ihr war immer klar, dass der Papa die Geschenke unter den Baum legt. Das Weihnachtsfest hat sie trotzdem geliebt. Darum frage ich mich, warum man Kindern eigentlich diese Mär erzählt, dass das Christkind die Geschenke bringt. Die „Frohe Botschaft“ und der Akt des Beschenkens könnten ja voneinander völlig getrennte Dinge sein. Wie wir es machen werden, weiß ich noch nicht, aber schon, dass es für uns an dem Abend vor allem um die Familie und das Zusammensein geht.
Ortner: Meine Beobachtung ist, dass man das Bedürfnis hat, an Ritualen festzuhalten, auch wenn man sie schon lange hinterfragt. Das war auch bei meinen Kindern so, sie wussten natürlich irgendwann, dass es kein Christkind gibt. Dennoch haben sie weiter darauf bestanden, dass am 24. Dezember die Türen zum Wohnzimmer versperrt sind, bis die Glocken läuten. Erst dann sind wir hineingegangen, vor dem Christbaum mit den brennenden Kerzen gestanden, haben die Bibelstelle aus dem Lukas-Evangelium gelesen und gemeinsam musiziert. Zum Abschluss sangen wir „Stille Nacht“, erst dann gab es die Bescherung. Und mein Sohn und meine Tochter feiern heute mit ihren Kindern den Weihnachtsabend immer noch genauso. Was ich damit sagen will: Das Ritual gibt Sicherheit, gerade in Zeiten, in denen es so schwierig ist. Aber ich habe das Gefühl, die Weihnachtszeit ist durch unsere Gesellschaft heute verwahrlost. Wenn Adventzeit nur bedeutet, durch die vielen Weihnachtsmärkte zu schlendern, bei den Standeln einzukaufen und Punsch und Glühwein zu trinken, hat das etwas Beliebiges. Ich stehe zu meinen Wurzeln, nicht nur zu Weihnachten.
Lacherstorfer: Ich mag diesen Trubel auch nicht. Als Ensemble „Alma“ hatten wir deshalb den Wunsch, ein Weihnachtsprogramm zu gestalten, das diesem ganzen Stress und der Kommerzialisierung dieser Zeit entgegensteht, das mit Adventmarktidylle und Christbaumklischees nichts zu tun hat. Wir wollen die Leute in die Stille bringen, deshalb spielen wir auch auf alten Instrumenten, weil Darmsaiten weniger Spannung haben. Und es freut uns sehr, dass unsere Idee funktioniert: Nicht nur das Publikum kommt zur Ruhe, sondern wir auf der Bühne ebenso.

Stille kann etwas sehr Feierliches haben.
Ortner: Das stimmt. Und weil Sie „feierlich“ sagen: Das Problem ist, dass viele Menschen nicht gelernt haben, eine Feierlichkeit zu gestalten. Ob zum Schulabschluss, zu Weihnachts-, Geburtstags- oder Hochzeitsfesten, sie wissen nicht, wie man diesen Anlässen eine Feierlichkeit verleiht. Auch bei Institutionen herrscht diesbezüglich oft große Ratlosigkeit. An der Musikuniversität zum Beispiel, da wusste man nicht, wie man eine Sponsion feierlich gestaltet. Ich habe auch viele Ausstellungseröffnungen erlebt, da wurde nur geredet und geredet, aber kein Ton gespielt. Das ist wenig stimmungsvoll. Ich bin froh, dass unsere Eltern uns gelehrt haben, wie man das macht.

Lacherstorfer: Sie bringen mich auf einen Gedanken, den ich zuvor noch nicht hatte: Als Intendantin des Festivals „Wellenklänge“ habe ich ja die Möglichkeit, die Atmosphäre bei Konzerten und Veranstaltungen zu gestalten. Und es macht mir eine riesige Freude, für andere Menschen ein schönes und auch feierliches Erlebnis zu kreieren. Im Team lachen sie oft über mich, weil es mir so wichtig ist, noch dort und da ein paar Kerzen aufzustellen oder einen Blumenstrauß. Es macht mir viel Spaß, mir genau zu überlegen, wie ich den Abend für die Zuschauer zu etwas ganz Besonderem machen kann. Vielleicht rührt diese Freude wirklich aus meiner Kindheit.
Ortner: Was Sie sagen, ist so wichtig. Egal, welche Musik wir spielen, wir Künstler haben die Verantwortung, jedes Konzert für die Menschen zu einem besonderen Ereignis zu machen. Und umgekehrt finde ich es auch sehr schön, wenn sich die Zuschauer Zeit nehmen, sich einzustimmen. Natürlich kann ich im Alltagsgewand kommen. Ich kann aber auch aus dem Konzertbesuch für mich persönlich allein schon dadurch etwas Besonderes machen, indem ich mir Zeit nehme, mich vorbereite und nicht erst drei Minuten vor Beginn in den Saal husche.

Lacherstorfer: Dieses Einstimmen war wohl auch der Grund, weshalb wir beide und viele andere Weihnachten so positiv erlebt haben: Meine Oma hat noch vor der Adventzeit begonnen, extrem viel zu backen. Die Vorräte wurden aufgefüllt, das Haus wurde geputzt und geschmückt. All diese Vorbereitungen haben eine gewisse Stimmung in uns erzeugt: Als Familie haben wir gespürt, dass wir alle dazu beigetragen haben, dass wir ein schönes Fest feiern können.

 

musikverein.at

Südwind Magazin – Brisen aus hier und da // 3.7.2023

Von musikalischen Erzählungen und narrativen Klängen mit Orwa Saleh Ensemble, Trio MIT und Julia Lacherstorfer.

Orwa Saleh hat Damaskus 2012 verlassen. Seit einigen Jahren lebt er in Österreich. Auf „The Second Time“, dem neuen Album des Orwa Saleh Ensembles, vermischt sich der Klang der von Orwa Saleh gespielten Oud mit der ausdrucksstarken Stimme von Basma Jabr.

Die Sängerin ist in Kuwait geboren, in Syrien aufgewachsen und lebt heute in Wien, so wie der Gitarrist Mahan Mirarab. Er stammt aus Teheran und ist sowohl bestens mit der traditionellen persischen, türkischen und kurdischen Musik als auch mit jener aus arabischen und afrikanischen Ländern vertraut.

Zum innovativen, jazzig-orientalischen Ensemble gehören außerdem der Drummer Sebastian Simsa und die Bassistin Judith Ferstl. Alle spielen sie ebenso in anderen Projekten: Orwa Saleh im Trio MIT, zusammen mit dem Geiger Andreas Schreiber und Christoph Cech (Piano, Perkussion und Synthesizer). MIT steht für „music in touch“, eine Musik also, die berühren, zusammenführen und Brücken bauen soll. Sowohl der Name des Trios als auch der Titel ihres Debut-Albums „Breezes from here and there“ sind Programm: Musik als Potenzial des kulturellen Austausches.

Transkulturelles Musikprojekt. „Ich glaube, Österreich schläft gerne lang und ruhig.“ Dieses Zitat stammt von der bosnischen Sängerin Nataša Mirković, die 1994 nach Graz kam und aus der heimischen Weltmusikszene nicht mehr wegzudenken ist. Sie ist eine jener Frauen, die der Geigerin, Sängerin, Komponistin Julia Lacherstorfer für ihr neues transkulturelles, narratives Musikprojekt „Nachbarin“ ein Interview gegeben hat.

Es folgt auf „Spinnerin“, das erste Projekt Lacherstorfers, das sich bewusst weiblichen Geschichten zuwendete. Der Blick über ihre bisherigen Tellerränder und Wahrnehmungsgrenzen hinweg geht weiter.

Lacherstorfer begibt sich auf die Suche nach Perspektiven und Erkenntnissen außerhalb der gewohnten Filterblasen. „Rund ein Viertel meiner österreichischen Nachbar:innen haben eine Migrationsbiografie, von ihnen will ich lernen, anstatt über sie zu hören“.
Lacherstorfer ist auch Intendantin des Festivals Wellenklaenge in Lunz am See. Diesjähriges Thema: Wut & Wandel.

Für „Nachbarin“ hat Lacherstorfer ein Gespräch mit der Philosophin und Autorin Amani Abuzahra geführt und sie eingeladen, einen Vortrag beim Festival zu halten. Denn Abuzahras neues Buch heißt „Ein Ort namens Wut“ und handelt davon, was Rassismus mit unseren Gefühlen macht.

Werner Leiss ist Musikkritiker des Südwind-Magazins und Redakteur des Concerto, Österreichs Musikmagazin für Jazz, Blues und Worldmusic.

www.suedwind-magazin.at/brisen-aus-hier-und-da

Musikjournal – Nachbarin (a diverse narrative) (07–08.2023)

Inhalt: Musikanalyse des Albums – Schnittstellen von Volksmusik, Improvisation und politischer Haltung.

https://www.zobodat.at/pdf/MUSJOUR_07-08_2023_0001.pdf

Die Presse - Julia Lacherstorfersingt über Wut, Suizid und Rassismus // 23.4.23

Julia Lacherstorfer legt mit „Nachbarin“ ein engagiertes Werk vor, in dem sie diesmal zeitgenössische Lebensgeschichten verarbeitet. Am Donnerstag präsentiert sie es in der Wiener Sargfabrik.

https://www.diepresse.com/6277333/julia-lacherstorfer-singt-ueber-wut-suizid-und-rassismus

Salzburger Nachrichten – Der Klang der Nachbarinnen // 23.4.2023

Inhalt: Über das Projekt Nachbarin – Volksmusik als Medium für Diversität, Begegnung und gesellschaftliche Reflexion.

https://www.sn.at/kultur/musik/der-klang-der-nachbarinnen-julia-lacherstorfer-hoert-zu-und-kreiert-eine-zeitgemaesse-volksmusik-137281939

PULS 24 – Julia Lacherstorfer holt Frauen vor den Vorhang // 18.4.2023

Herkunft, Identität, Rassismus, Patriarchat oder Verlust: Es sind thematisch schwere Brocken, denen sich die heimische Musikerin Julia Lacherstorfer auf ihrem neuen Album nähert. Genaugenommen ist „Nachbarin (a diverse narrative)“ auch keine Liedsammlung, sondern eine Mischung aus Musik und Hörspiel mit gesellschaftspolitischer Note. Schließlich hat Lacherstorfer vier Interviews in ihre Kompositionen eingewoben.

 

„Diese Arbeitsweise hat schon bei ‚Spinnerin‘ begonnen“, blickte die Musikerin im APA-Interview auf ihr 2020 erschienenes Solodebüt zurück. Damals sei ihr bewusst geworden, dass in unserem traditionellen Liedgut weibliche Narrative fehlen. „Und wenn sie vorhanden sind, zeichnen sie ein eindimensionales Bild, das selbst für früher nicht wirklich repräsentativ war. Oft geht es um das Bild vom lieblichen Dirndl, das auf der Alm wartet und auch immer passiv ist.“ Folglich war ihr Ausgangspunkt: „Wenn es diese Lieder in der Form nicht gibt, muss ich sie eben selber machen.“

 

Gesagt, getan: Auf „Spinnerin (a female narrative)“ hat sie ihre zeitgenössische Interpretation von Volksmusik mit dem weiblichen Blick zusammengeführt. Nun geht sie noch einen Schritt weiter, sowohl musikalisch als auch inhaltlich: Vielfach wirken die Stücke auf „Nachbarin“ wie Klanggemälde, mit denen die Violinistin ihre Gespräche mit den Musikerinnen Nataša Mirković, Nicole Janß und Sakina Teyna sowie mit Philosophin Amani Abuzahra unterlegt. „Ich habe das Gefühl, dass es jetzt gerade meine künstlerische Methode ist, mit der ich am meisten zum Ausdruck bringen kann, was mich interessiert“, so Lacherstorfer. „Indem nicht ich für jemand anderen spreche, sondern direkt die Person sprechen lassen kann.“

 

Während Mirković von ihrer Flucht aus Bosnien erzählt, spricht Janß über den Verlust ihrer Tochter und thematisiert Abuzahra die unterschiedliche Lesart von Wut, je nachdem ob sie bei Männern oder Frauen auftritt. Für die in eine kurdisch-alevitische Familie geborene Sängerin Teyna wiederum ist Sprache etwas höchst politisches – was man naturgemäß auch über dieses Album sagen kann. Wie politisch sieht Lacherstorfer selbst ihre Kunst? „Das ist eine Frage, die immer wieder kommt. Warum nicht einfach ’nur‘ Musik? Es hat sich so ergeben, durch persönliches Interesse und auch ein Engagement sowie das Gefühl von sozialer Ungerechtigkeit. Das ist meine Miniform von Aktivismus, den ich leisten kann.“

 

Ihr sei bewusst, dass sie mit solchen Projekten kein „Mainstreamprogramm“ abliefere, sagte die Musikerin, die auch in Formationen wie Alma oder als Festivalleiterin tätig ist. „Ich habe mir aber ein Publikum aufgebaut, das mit mir mitgeht – auch inhaltlich. Die Leute sind bereit, sich Gedanken über Themen zu machen, die sie vorher vielleicht anders gesehen haben. Natürlich könnte ich es mir leichter machen, würde ich nur Musik schreiben, die energetisch ist und bei der alle happy rausgehen. Aber es gibt schon viel Unterhaltung. Das ist gut, die Menschen brauchen das. Aber es ist nicht das, was ich am besten kann.“

 

„Nachbarin“ begreife sie als „Mischung aus Album, Buch und Statement. Es ist ein Abbild davon, was mich in den vergangenen zwei Jahren beschäftigt hat.“ Für einen gewissen Zeitraum sei das ihr „Kosmos“ gewesen, in dem Lacherstorfer auch mit persönlichen Geschichten (das primär auf ihre Stimme fokussierende „Narben“ oder das zutiefst traurige „Zwischen den Welten“) berührt. All das könne man dann auf eine CD pressen. „Bringt es das überhaupt noch?“, stellte sie selbst die rhetorische Sinnfrage für dieses Medium. „Für mich schon. Und es gibt zum Glück auch noch Leute, die das kaufen“, warf sie lachend hinterher.

 

Am Donnerstag präsentiert sie „Nachbarin“ mit den Mitmusikerinnen Sophie Abraham und Miriam Adefris sowie Lukas Froschauer, der die Klangregie übernimmt, in der Wiener Sargfabrik. Während der Probenzeit dafür sei ihr nochmals bewusst geworden, „dass es einfach schwere Themen sind. Wenn ich vier Tage hintereinander das Programm probe und da emotional reingehe – das habe ich eigentlich ein wenig unterschätzt. Es erfordert innerlich schon eine gewisse Stabilität.“ Noch brauche es Zeit, „bis ich die Lieder wirklich als Lieder und damit etwas Externes empfinden kann“.

 

In der Zwischenzeit sitzt Lacherstorfer aber schon an der nächsten Komposition für ein Gemeinschaftsprojekt. Die Arbeit scheint der sympathischen Musikerin jedenfalls nicht auszugehen, ebenso wenig wie die Lust am Neuen. „Mein Anspruch ist schon, dass es eine hörbare Weiterentwicklung gibt“, sprach sie ihren kreativen Prozess an. „Es gibt immer am Anfang eines Projekt einen ganz starken Impuls. Dem kann man entweder gleich folgen oder nicht. Aber ich habe immer auf diesen Impuls gewartet. Dann war für mich auch klar: Das muss ich machen. Selbst wenn es niemanden interessieren würde, es muss einfach raus aus dem System.“

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

Ö1 – Das neue Solo-Album von Julia Lacherstorfer // 21.3.2023

Zuerst war die „Spinnerin“, Julia Lacherstorfers erstes Soloalbum, ein Kaleidoskop weiblicher Arbeits-, Lebens- und Leidenswelten. Und eine hautnahe Auseinandersetzung mit der Volksmusik, mit der Lacherstorfer, die Geigerin, Komponistin und Intendantin des Festivals „Wellenklänge“ in Lunz am See, aufwuchs.

„Und die Suche geht weiter“, beginnt Lacherstorfer den Text des neuen Albums „Nachbarin“. Kolleginnen aus der Musik wie Natasa Mirkovic oder Sakina Teyna kommen zu Wort, aber auch eine Philosophin und eine Historikerin. Alle erzählen auf sehr persönliche Weise, vermeiden dabei trotz ihres großen Wissens jegliche abgehobene Intellektualität.

Dazu und dazwischen geigt Julia Lacherstorfer auf, holt Percussion-, Harmonium- und Synth-Klänge herein. Flucht, Femizid, Kindstod, Sehnsucht, Wut, Überforderung: Die schmerzlichsten Inhalte werden mit Musik von heller Schönheit vertont, begleitet, kontrastiert und kommentiert.

https://oe1.orf.at/programm/20230321/712867/Das-neue-Solo-Album-von-Julia-Lacherstorfer

Ö1 Intermezzo im Gespräch mit Judith Hoffmann // 04.12.2022

Volksmusik und Hausmusik gehören seit frühester Kindheit zum Leben der Geigerin, Sängerin, Komponistin und künstlerischen Leiterin des Wellenklänge-Festivals, Julia Lacherstorfer. Das Akkordeon des Großvaters, die Drehleier des Vaters und das gemeinsame Singen und Musizieren in der Familie prägten auch ihren eigenen Wunsch, Musikerin zu werden. Seit 2011 ist sie mit der Band “Alma”, dem Duo “Ramsch & Rosen” und zuletzt auch solistisch aktiv. Dass der Begriff “Volksmusik” großes Konfliktpotenzial birgt, ist ihr bewusst und war zuletzt auch Ausgangspunkt ihres ersten Soloprojektes “Spinnerin – a female narrative”. Darin ergänzt Lacherstorfer den männlich dominierten Kanon heimischer Volkslieder um die zumeist übergangene weibliche Perspektive: In eigenen Texten, Kompositionen und in Interviews mit Frauen aus ihrer Umgebung. Im Intermezzo-Interview spricht die 37-jährige Musikerin, warum trotz allem die Volksmusik ihre künstlerische Identität ausmacht, und welche Bedeutung das Geschichtenerzählen für ihr Musizieren und Komponieren hat.

 

www.soundcloud.com

Ö1 Radiokolleg // 18.3.2021

Ein schönes Hörbild über Oberösterreich – […über die Bedeutung von Bier und Knödeln sowie die Feinheiten des Innviertler Landlers, der, so beteuern die Musiker/innen, wirklich nur dann so herrlich verhatscht produziert werden kann, wenn man im Innviertel aufwächst. Eine frische musikalische Strömung kommt von der in Bad Hall geborenen Geigerin, Julia Lacherstorfer, der ebenso wie der Maultrommel-Szene aus Molln und der Linzer Kulturszene.]
Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an Alexandra Augustin für unseren herrlich frostigen Spaziergang durch’s Traunviertel!

Gestaltung: Ulrike Maurnböck

https://soundcloud.com/spinnerin/o1-radiokolleg

"Königin ohne Land" // Falter 42-20

Der Tod kommt als Freund. Nach einem langen und beschwerlichen, bisweilen auch schönen Leben ist es Zeit. „Irgendwann bin i miad, sitz mi hin und woat, dass mi da Tod hoit“, lautet eine dieser eindringlichen Zeilen, die auf dem Album „Spinnerin“ zu hören sind.

Die Violinistin, Sängerin und Komponistin Julia Lacherstorfer legt diese Worte einer alten Bäuerin in den Mund, die Abschied nimmt. Es geht in „Irgendwann“ nicht um eine spezielle Biografie. Das Lied ist jenen Bäuerinnen und Mägden, Hausfrauen und Arbeiterinnen auf dem Land gewidmet, die die Härte ihres Alltags schweigend und schuftend durchgehalten haben. Für ihre Familien und Höfe. (…)

www.falter.at

"Und Sie sah, dass es gut war." // 12.10.2020

Wenn Julia Lacherstorfer sich der weiblichen Seite des österreichischen Liedguts widmet, kommt etwas sehr Kontemplatives dabei heraus. Ob das daran liegt, dass die Rolle der Frauen in ländlichen Gebieten etwas Eingeengtes und von Arbeit Durchtränktes war (und teilweise immer noch ist), und der weibliche Zugang zur Musik daher oftmals melancholisch bis hin zum Bitteren war, ist eine Vermutung, die nahe liegt. In jedem Fall konstruiert Lacherstorfer daraus ein sehr bewegendes, musikalisches Bild, das die Zuhörer auf feinen, sehr nachdenklichen Fäden durch den Abend trägt. Sehr passend dazu wählt Lacherstorfer den Programmnamen „Die Spinnerin“, in dem sie, ausgehend von der meditativen Tätigkeit des Wollespinnens als Innbegriff der weiblichen Tätigkeit, eine musikalische Landschaft gebiert, die den leisen und dennoch äußerst sinnlichen Zugang der Frau, als Reflexion zum monotonen Tagesablauf zum Thema hat.

 

Lacherstorfer Interpretationen sind zum Teil die tonale Manifestation einer tiefsitzenden Sehnsucht nach Leben, zum Teil die verborgene Abrechnung mit einem unfreiwilligen Rollenbild und teils unbeugsames, ja fast trotziges Erheben gegen das marschmusizierende ländliche Patriarchat. Dennoch – egal wie sensibel und einfühlsam die brillante Sängerin und Musikerin zusammen mit  ihrer nicht minder genial begleitenden Sophie Abraham das feminine Liedgut aufarbeitet, zu keinem Zeitpunkt entsteht auch nur ein Anflug von Weinerlichkeit oder gar Selbstmitleid. Die beiden Künstlerlinnen strahlen trotz aller Empfindsamkeit so viel Kraft und Stärke, soviel Willen aus, dass es einem beim Zuhören ganz automatisch das Kreuz gerade biegt. Die vielen Eigenkompositionen entziehen dem Programm dem Gesichtspunkt der Vergangenheitsbewältigung oder Aufarbeitung, vielmehr geht es Lacherstorfer um die Erschaffung einer selbstständigen musikalischen Landschaft, deren die Einflüsse und Ansätze des fraulichen Empfindens früherer Zeiten zwar zugrunde liegen, aus deren Anmutung sie aber ein neues Selbstverständnis ausformt. Eine sängerische und musikalische Bildersprache, wie sie bisher wohl einzigartig ist!

https://www.kunstbox.at/nachlese/und-sie-sah-dass-es-gut-war/

Salzburger Nachrichten // 10.10.2020

Frauen, die aus dem Nebel treten.
Welche Rollen spielen Frauen in der Volksmusik?
Warum sind ihre Geschichten so selten erzählt?
Julia Lacherstorfer suchte Antworten und schrieb darus betörend schöne Musik.

 

Interview Salzburger Nachrichten vom 10.10.2020

 

https://www.pressreader.com/austria/salzburger-nachrichten/20201010/281736976919101
Printversion

Die Oberoesterreicherin // 5.10.2020

Spinnerin“ lautet der Titel des tief bewegenden Albums, das die Traunviertlerin Julia Lacherstorfer nach Jahren aufwendiger Arbeit präsentiert.

Vom ersten Lied an fesselt die „Spinnerin“. Mit der Musik, in der Julia Lacherstorfer neues Volkslied mit anderen Genres und unerwarteten Klängen verschmelzen lässt, mit ihrem Geigenspiel und ihrer Stimme. Im fabelhaft gestalteten Booklet erzählt die Künstlerin Hintergründe, Assoziationen, persönliche Erlebnisse; hinter jeder Nummer stehen Frauengeschichten.Die Violinistin, Komponistin und Sängerin, die kürzlich mit dem Hubert von Goisern-Kulturpreis ausgezeichnet wurde, legt damit ihr erstes Soloalbum vor, auf dem 15 Tracks einander die Hand reichen. Bewegende, aufwühlende und kraftvolle Texte und Arrangements lassen vorm geistigen Auge Bilder entstehen, das Album schafft Kopfkino.Schon lange begleitete Julia Lacherstorfer – sie ist unter anderem Gründungs- und Bandmitglied von „Alma“ – die Sehnsucht nach einem eigenen Projekt. „Ich kenne so viele Volkslieder. Ich hab mich immer gefragt, warum es so wenige gibt, die ich mit Überzeugung in ein Bühnenprogramm aufnehmen kann“, erzählt sie. „Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Die Lieder passen nicht zu meiner Lebensrealität, die meisten erzählen eine männliche Perspektive.“ Die 35-jährige Traunviertlerin stöbert im Österreichischen Volksliedwerk, fragt Expertinnen und Experten und muss feststellen, dass die weibliche Sichtweise kaum vorkommt. Sie stößt auf die Reihe des Böhlau Verlages „Damit es nicht verlorengeht“, im Speziellen auf das Buch „Bäuerinnen erzählen“. „Die Geschichten der Frauen sind berührend und beeindruckend“, sagt sie. „Da wusste ich genau, was ich machen will: den Schwerpunkt auf Frauenlebensgeschichten der letzten hundert Jahre legen und selbst Lieder schreiben.“

Lebensfaden. Ausgangspunkt für mehrere Werke waren Interviews, die die Künstlerin zumeist mit der Großmuttergeneration geführt hatte. Sie integrierte aber auch ein altes Lied, das bei ihrer Recherche mehrfach auftauchte: „I bitt, Herr Hauptmann“. Um die Dramatik des Textes zu unterstreichen – eine Frau will ihren Mann vom Kriegsdienst „freikaufen“ – verwendet sie die Melodie einer alten Polonaise aus dem 17. Jahrhundert und passt den Text an. Zudem beinhaltet das Album Stücke, die einem Kompo-
sitionsauftrag des Kollektives „Musica Femina“ entstammen.Dem Albumtitel „Spinnerin“ wohnen viele Deutungssmöglichkeiten inne, verrät Julia Lacherstorfer. Eine geht auf ihre Auseinandersetzung mit alpenländischen Volksmärchen zurück: „Die Figur der Spinnerin steht oft symbolisch für Schicksal, sie spinnt den Lebensfaden.“Gute zwei Jahre Arbeit stecken im Album, ob es sie veränderte? „Mehr als ich im Vorhinein gedacht hatte“, lacht sie. „Ich bin innerlich gewachsen, weil ich noch mehr das zum Ausdruck gebracht habe, was ich musikalisch sagen möchte.“ Eine Feel Good-Musik sei dies freilich nicht, betont sie, „mir ist wichtig, dass mit meiner Musik innerlich was aufgebrochen werden kann“.Das mit Videokunst umrahmte Live-Programm „Spinnerin. A Female Narrative“ bestreitet Julia Lacherstorfer mit der Cellistin Sophie Abraham und Sounddesigner Lukas Froschauer.

 

https://www.dieoberoesterreicherin.at/people/neue-perspektive-205043/
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Jeannes Heldinnen - Podcast

Ö1 Gedanken, 09.12.2018

Europäisches Kulturerbejahr 2018

„folkBALTICA ist stolz darauf, Julia Lacherstorfer aus Österreich als Hauskünstlerin 2018 präsentieren zu können – eine moderne europäische Künstlerin aus dem Herzen Europas, welche die traditionelle Musik ihrer Heimat in neuem Gewand aufleben lässt.“

Folker - Magazin für Folk, Lied & Weltmusik // 02-18

Die neue Innigkeit
Alma
Reise zur Seele einer weltoffenen alpinen Volksmusik
musikvereinSie ist ganz schön in Bewegung, die Volksmusik der Alpenländer. Wobei hier nicht die Rede ist von der Neuen Volksmusik, die seit den Neunzigern eher plakativ und oft auch mit großer Lautstärke in Erscheinung getreten ist. Seit einigen Jahren gibt es vielmehr eine Tendenz, die ins Introspektive zielt, sich gerne auch mal mit der Klassik verbrüdert, die Seele des Alpinen auf diese Weise neu herausarbeitet und sich bei alledem trotzdem für die weite Welt öffnet. In Österreich wirkt das Quintett Alma da ganz weit vorne mit und wird nach seiner Teilnahme am Hauptkonzert 2014 in diesem Jahr zum zweiten Mal beim Festival Folk Baltica auftreten.

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mdw-Magazin // Special: LIEBE // 01.12.17

Sie sind ein privates Paar, treten als Duo Ramsch & Rosen auf und haben ab dem Sommer 2018 die Intendanz des wellenklaenge-Festivals in Lunz am See inne: Julia Lacherstorfer und Simon Zöchbauer, ehemalige Studierende der mdw, erzählen im Gespräch mit dem mdw-Magazin, wie es sich als Künstlerpaar am Stadtrand von Wien lebt und warum sie sich für Privates oft ganz bewusst Zeit nehmen müssen – und sie zeigen, dass zwei Kreative nicht eine(r) zu viel sind.

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Die Presse SCHAUFENSTER // Fr, 10.02.17

Text: Ruth Weismann, Porträit: Christine Pichler

„Renaissaince des Feminismus“
Verführung oder Vergewaltigung?
Julia Lacherstorfer spricht über „Ganymed Female“ im Kunsthistorischen Museum.

Ö1 Talentbörse (oe1.orf.at, 25.09.2014) schreibt:

Julia Lacherstorfer, Jazz und improvisierte Musik

 

Ö1 Talentebörse

 

Julia Lacherstorfer studiert an der Anton Bruckner Privatuniversität Jazz und improvisierte Musik und ist mit ihrer Band „Alma“ über die Grenzen Österreichs hinaus erfolgreich. Dieses Jahr erhielt sie ein STARTstipendium des BMUKK 2014. Was ist Kunst? Kunst ist, wenn man seine eigene innere „Sprache“ gefunden hat, in der man sich auszudrücken vermag. In welcher Form auch immer. {…}

Rainer Krispel (Augustin, 373) schreibt:

Das kann man nich halb machen
(Rainer KRISPEL | Augstin, 373)

„Julia Lacherstorfer spielt seit über 20 Jahren Geige. Die in Wien ansässige gebürtige Oberösterreicherin positioniert sich dabei zwischen Volksmusik und Experiment. Für das Augustin-Gespräch unterbricht Julia Lacherstorfer das Komponieren für ihren Bachelor am Brucknerkonservatorium Linz, wo sie „Jazz und improvisierte Musik“ studiert. Als künstlerische Abschlussarbeit wird die 1985 in Bad Hall geborene Musikerin dabei mit ihrer Formation Alma, erweitert um das „Heimatorchester“ – Klavier, Flöte, Trompete und Schlagzeug – auftreten. {…}

Renald Deppe schreibt:

Julia Lacherstorfer ist eine ungeheuer vielseitige Klangkünstlerin. Keine stilistischen Berührungsängste prägen ihr Musiker-Berufsbild: Eine nach vielen Seiten hin offene kreative Neugier ermöglicht der musikantischen Energie der jungen Dame stets auf- & erregende Neupositionierungen. Trotzdem haben Ihre musikalischen An-, Um- & Absichten Unverwechselbares, fern von jedweder zeitgeistig weltmusikalischen Beliebigkeit. Fest verwurzelt in den austriakischen Alpenklängen lässt sie gerade diesen vermeintlich wohlvertrauten Heimat-, Stadl- & Stallklängen erfrischende wie gekonnte Radikalkuren zukommen.

Andreas Felber (Der Standard, 29.04.2014) schreibt:

Volksmusik – zeitgenössisch auch ohne X
(Andreas FELBER | DER STANDARD, 29.04.2014)

Wean hean widmet der Sängerin und Geigerin Julia Lacherstorfer einen Porträt-Abend. Dass ein Volksmusik-Album den Namen einer Stadt in den Pyrenäen trägt, ist so alltäglich nicht: Für Ramsch & Rosen steht dahinter programmatische Absicht: „Bellver“ hat eine andere Schwingung, als es ein Dialektwort hätte. Es war wichtig, das Album aus diesem Kontext rauszunehmen“, so Sänger-Violinistin Julia Lacherstorfer.

Das mit Simon Zöchbauer (Trompete, Zither) betriebene Duo bietet neben groovigen „Schützentänzen“ und einem „Grinzinger Schleunigen“ auch improvisierte Miniaturen, eine Nummer von Jazzer Freddie Hubbard oder ein Jodlerlied, das mit Bordunklängen der indischen Tanpura unterlegt wird.

Dass die 28-Jährige das neue CD-Opus im Zuge eines Wean hean-Porträt-Abends präsentieren kann, ist sinnvoll: Ist sie doch eines der markantesten Gesichter jener neuen Generation von Volksmusikern, die auf selbstverständliche Weise an Traditionen aller Richtungen andocken, ohne „Volksmusik“ mit „x“ zu schreiben. Am selben Abend ist Lacherstorfer zudem im Projekt Neuschnee des Wiener Singer/Songwriters Hans Wagner zu hören, ebenso mit dem Quintett Alma.

Begonnen hat für sie und ihre Schwester Marlene (Kontrabassistin bei Alma) alles in Kindertagen: „Unsere Eltern und unser Opa haben früh mit uns musiziert. Es war etwas Natürliches, weit entfernt von jeder ‚Pflege‘. Es war nur ein Teil unseres musikalischen Spektrums. Deshalb musste ich mich später nie davon emanzipieren.“ Einen Satz von René Freund abwandelnd könnte man resümieren: Durch Musikerinnen wie Julia Lacherstorfer verliert die Volksmusik endgültig ihren Schrecken!“

Bernhard Flieher (Salzburger Nachrichten, 20.03.2014) schreibt:

Freies Spiel auf dem Rücken der Tradition
(Bernhard FLIEHER | Salzburger Nachrichten, 20.03.2014)

„Wenn das Rückgrat der Tradition freigelegt ist, beginnt Julia Lacherstorfer, eine neue Volksmusikwelt zu schaffen. Gekratzt muss vorher werden und geschürft. {…} Flächen werden aufgerissen, Sounds geschaffen, die elegant fliegen wie Adler in einem Naturfilm. Immer geht es um Raum, jenen Raum, den eine alte, zigfach gehörte Musik braucht, um frische Luft zu bekommen. Und es ist auch der Raum, in dem Musiker sich intensiv auf die Suche machen können nach neuer Sprache, neuer Form, die zwar auf dem starken Rücken der Tradition ruht, aber eben doch in der Gegenwart lebt und in die Zukunft weist.{…} Mit der 28-jährigen Julia Lacherstorfer als einer derzeit zentralen Figur tritt eine rund zwanzig Jahre jüngere Generation an. Sie trifft auf eine Offenheit im künstlerischen Umgang mit alpenländischer Musiktradition, die in den 1980er-Jahren noch nicht existiert hat. Diese Generation muss weniger Kämpfe ausfechten, kann sich stattdessen eines so intellektuellen wie gefühlvollen Umgangs mit der Musik annehmen, um diese Kultur in neue ästhetische Freiräume zu führen. {…}“

Workshoptätigkeiten

© Theresa Pewal

In den Bereichen Volksmusik, Improvisation und Jodeln an folgenden Institutionen: Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Volksmusikakademie Lesachtal, Musikschulmanagements NÖ, KPH Krems, Volkskultur NÖ, BORG St. Pölten, Volksschule Zelking, Schrammel.Klang.Festival, Steirisches Volksliedwerk, Burgenländisches Volksliedwerk, artes iuventutis, Anton Bruckner Privatuniversität, Harald Haugaards International Fiddleschool (DK/DE), University of Limerick (IR),…

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